Heute ist Equal Care Day!

Das mittlerweile siebte Jahr in Folge möchten wir der Sorgearbeit - in all ihren Facetten - mit dem heutigen Aktionstag zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Nach wie vor ist Care-Arbeit gesellschaftlich unterschätzt, schlecht honoriert und mehrheitlich (unbezahlte) Frauensache. Die  daraus resultierende Erschöpfung ist groß und sie wächst mit jeder Pandemiewelle.

Nachhaltige Fortschritte für eine faire Verteilung von Sorge- und Versorgungsarbeit können wir kaum erkennen. Stattdessen hat die Pandemie dazu beitragen, dass sich die Situation von Pflegenden und Fürsorgenden, sowohl im beruflichen, als auch im häuslichen Care-Bereich weiter verschlechtert und massiv zugespitzt hat. Bis dato wurde nicht eine einzige der - im Jahr 2020 - von uns formulierten Forderungen des Equal Care Day Manifests umgesetzt. Wir bleiben daher laut und fordern immer weiter: Für eine gleichberechtige Gesellschaft muss Equal Care zur Grundlage des wirtschaftlichen und politischen Handelns werden.

Care-Arbeit ist Beziehungsarbeit. Es braucht sie, um Krisen zu überwinden. Care-Arbeit ist Friedensarbeit und wir werden sie in nächster Zeit mehr denn je brauchen. Die Frage ist, ob wir weiterhin auf ein System setzen, dass diese Arbeit ganz selbstverständlich voraussetzt und benutzt, ohne sie einzuplanen und jene zu honorieren, die davon betroffen sind und diese Last tragen. Werden Care-Tätige in zukünftige Entscheidungen über Investitionen wie z.B. Rüstungsexporte einbezogen?

Um die Brisanz der gegenwärtigen Situation zu verdeutlichen, möchten wir einen Blick auf aktuelle Zahlen werfen, die einmal mehr unterstreichen, warum wir Equal Care jetzt brauchen. Wir zeigen Wege auf, was wir heute an diesem Aktionstag tun können.

Die Care-Situation in Zahlen

Dass Care-Arbeit nicht als "richtige Arbeit" gilt und weder eine angemessene materielle, noch ideelle Wertschätzung erfährt, ist bekannt und erforscht. Dass die Covid-19-Pandemie bestehende Strukturen weiter verfestigt hat, ist ebenfalls hinlänglich bekannt. Doch wie sieht das in Zahlen aus? Wir machen den Care-Check. 

  • Die "2020 Risks that Matter"-Studie der OECD zeigt, dass infolge der pandemiebedingten Schließungen von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen Mütter fast drei Mal so häufig die meisten oder alle unbezahlten Betreuungsaufgaben übernommen haben. Insbesondere zeigte sich das in Haushalten, wo Mütter nicht erwerbstätig waren. Bei einer Nicht-Erwerbstätigkeit des Vaters stellte sich dieser Effekt nicht ein. Zudem haben gerade Mütter mit Kindern unter 12 Jahren gehäuft ihre Erwerbstätigkeit niedergelegt zulasten ihrer eigenen finanziellen Absicherung. 
  • Der Care Klima-Index bestätigt die allgemeine Wahrnehmung der Pflege-Situation: Für 73% der professionell Pflegenden hat sich der Berufsalltag mit dem Ausbruch der Pandemie verschlechtert. Etwa 70% der Befragten geben an, dass das Thema Pflege ihrer Einschätzung nach für Politiker*innen einen geringeren Stellenwert habe als andere Themen. Lediglich 14% der Gesamtheit sehen die künftige pflegerische Versorgung für sicher gestellt
  • Alleinerziehende haben  ein höheres Risiko, zusätzlich zu ihrer Erwerbstätigkeit Sozialleistungen beziehen zu müssen, so eine Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) im Auftrag der BertelsmannStiftung. Mehr als jede*r sechste*r erwerbstätige*r Alleinerziehende*r ist auf zusätzliche SGB-II-Leistungen angewiesen. Infolge der Pandemie und der damit zusammenhängenden erhöhten Care-Belastung ist davon auszugehen, dass vermehrt Alleinerziehende komplett in den SGB II-Bezug wechseln mussten.
  • Eine Datenanalyse von rbb24, basierend auf Erhebungen des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) zeigt, dass die psychische Belastung von Eltern - und insbesondere die von Müttern - erheblich gestiegen ist. So gaben 64% der Mütter in Beziehungen und 71% der Alleinerziehenden an, sich häufig ruhelos und ängstlich zu fühlen. Vor der Pandemie lagen diese Werte bei 29% der Mütter in Beziehungen und 21% der Alleinerziehenden. Auch 45% der Väter erlitten Ängste und depressive Verstimmungen während der Pandemie, wobei dieser Anteil zuvor bei 33% lag.
  • Die Überbelastung durch Care-Arbeit hat jedoch nicht nur verheerende individuell-psychologische Folgen, sondern sie kann langfristig demokratiegefährdend wirken. Dr.*in Sonja Bastin der Universität Bremen und Kai Unzicker der BertelsmannStiftung zeigen in ihrer Datenanalyse einen merklichen Vertrauensverlust in die Politik bei Care-Arbeit leistenden Menschen. Am stärksten äußert sich diese Beobachtung bei Müttern mit Kindern unter 15 Jahren
Gemeinsam für Equal Care

Gerade weil die oben aufgeführten Daten so ernüchternd sind, ist es an der Zeit, dass wir unsere Wut konstruktiv nutzen, um am heutigen Equal Care Day neue Zusammenhalte zu schaffen und einen Aufbruch zu initiieren. Das können wir tun: 

  • Equal Care Day Städtekonferenz am 1. März auf der Care Landschaft: Zusammen mit Care-Tätigen, Wissenschaftler*innen, Verbänden, Aktivist*innen, Politiker*innen und Unternehmer*innen wollen wir Strategien für ein "Care in All Policies" entwickeln,  damit die einzelnen Care-Bereiche nicht länger gegeneinander ausgespielt, im Zuständigkeitsgerangel der Ressorts zerrieben und in ihrer Gesamtheit abgewertet werden. 
  • #equalcareday auf Social-Media verbreiten: Lassen Sie uns auch in den sozialen Medien laut werden. Teilen Sie Ihr Statement zu Equal Care. Gerne können Sie dazu unsere Layout-Vorlagen verwenden. Wenn Sie den Hashtag #equalcareday oder #ecd2022 nutzen und die Initiative @equalcareday adden, teilen wir Ihren Post über unsere Accounts.
  • Sich mit Gleichgesinnten vernetzen: Wer heute nicht bei der Städtekonferenz dabei sein kann, kann an zahlreichen anderen Veranstaltungen rund um das Thema Care teilnehmen. Alle Termine finden Sie in unserem ECD-Kalender
  • Aufmerksamkeit schaffen: Einen entscheidenden Beitrag für Equal Care können Sie auch leisten, indem Sie in ihrem Familien- Freund*innen-, Bekannten- oder Kolleg*innenkreis Care-Arbeit ins Bewusstsein rücken. Teilen Sie Ihr Wissen! 
Save the Date:
ECD-Lunch-Break am 31. März 12:00 bis 12:45 Uhr
mit Nina Klünder

Beim nächsten ECD-Lunch-Break dreht sich alles um die Frage "Wer kocht in privaten Haushalten und warum?" Trotz der steigenden Erwerbstätigkeit von Frauen, übernehmen sie nach wie vor die Ernährungsversorgung in ihren Familien. Dafür existieren verschiedene Gründe, die auf unterschiedlichen Ebenen wirken.

Nina Klünder ist Professorin für Lebensführung und Sozioökonomie des privaten Haushalts an der Universität Paderborn.

Mehr Informationen zum ECD-Lunch-Break erhalten Sie hier

>>Anmeldung zum ECD-Lunch-Break

Auf einen solidarischen, lauten und entschlossenen Equal Care Day! 

Grüße & Gerechtigkeit
wünschen Almut Schnerring und Jana Rapp im Namen des ganzen Equal Care Day-Teams

Der ECD 2022 wird unterstützt von
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Der Equal Care Day ist eine Initiative von klische*esc e.V., gemeinnütziger Verein zur Förderung von Wahlfreiheit jenseits limitierender Rollenklischees. Erste Vorsitzende: Almut Schnerring
Gensemer Straße 24, 53225 Bonn, post@equalcareday.de
Sie erhalten diese Nachricht, weil Sie sich für den Equal-Care-Day-Newsletter eingetragen haben, in der Vergangenheit Interesse an den Projekten von klische*esc. e.V. gezeigt haben oder in anderer Form mit uns in Austausch getreten sind. Wir gehen deshalb davon aus, dass unsere Emails Neuwert für Sie haben und freuen uns, wenn wir Sie über Aktionen und Termine rund um den Equal Care Day auf dem Laufenden halten dürfen. Sollten Sie diese Mail irrtümlich erhalten haben oder keinen Bedarf mehr an Informationen zum Equal Care Day haben, bedauern wir das. In dem Fall geben Sie uns bitte ein Zeichen, damit wir Sie aus unserem Verteiler streichen können. Eine Antwort auf diese Mail mit Stichwort „austragen“ genügt. Vielen Dank.