Gisela Bock

Sorge-Arbeit, Pflegearbeit, Care-Arbeit sind Begriffe, die in den letzten 40 Jahren wachsende Bedeutung erfahren haben (zuerst als „care“ auf Englisch, dann ging das Wort auch in andere Sprachen ein). Als soziologisches, ökonomisches und ethisches Konzept ist „Care“ heutzutage gängig, aber im wirklichen Alltag sind diese Tätigkeiten weithin unsichtbar oder gelten als geringwertig. Der Hauptgrund dafür ist, dass sie meist nicht einmal als Arbeit gelten, schon gar nicht als anspruchsvolle. Oft werden sie als „Sich-Kümmern“ bezeichnet: ein allzu lässiger, unverbindlicher Ausdruck, während Care – also Sorge und Pflege – ein hohes Maß an Verantwortlichkeit, Zuwendung und fürsorglicher Praxis impliziert. Das betrifft einerseits die Sorge-Arbeiten, die außerhalb des privaten Hauses verrichtet und so gut wie immer schlecht entlohnt werden (etwa die Arbeit für Kinder, Kranke, Alte); und andererseits die ganz ähnlichen Arbeiten, die als „Hausarbeit“ oder „Familienarbeit“ innerhalb und außerhalb der eigenen Wände verrichtet werden: aber ohne Entlohnung und auch ohne sonstige nennenswerte Wertschätzung (als solche kann der kommerzialisierte Muttertag nicht gelten!). Beide Varianten von Care-Arbeit werden in übergroßer Mehrheit von Frauen verrichtet. Deshalb haben die Frauenbewegungen seit dem späten 19. und dann erneut seit dem späten 20. Jahrhundert sie zu reformieren und aufzuwerten gesucht. Die Initiative Equal Care Day unterstütze ich, weil sie diese Bemühungen aufgreift und dabei auch Männer einbezieht. Sie fordert eine faire Bezahlung der beruflichen Pflegearbeit; zweitens soll die private Care-Arbeit auch von Männern übernommen werden. Drittens (und das ist Voraussetzung für beides) verdienen beide Varianten eine höhere Wertschätzung.

Zum Gastbeitrag von Gisela Bock: Labor of Love – Zur Entstehung der modernen Hausarbeit in den Vereinigten Staaten

Gisela Bock
Gisela Bockist (emeritierte) Professorin für neuzeitliche Geschichte, insbesondere Frauen- und Geschlechtergeschichte.
Als Pionierin in diesem Feld begann sie 1976 mit einer Geschichte der modernen Hausarbeit und engagierte sich in der internationalen Kampagne für „Lohn für Hausarbeit“.