Karin Jurczyk

Care braucht Zeit! Ohne Zeit für die Sorge für andere – d.h. für das betreuen, versorgen, pflegen, zuwenden – und Zeit für die Selbstsorge können weder persönliche Beziehungen gelingen noch der Zusammenhalt der Gesellschaft. Nach wie vor ist die Sorge für andere weitgehend Frauensache, die Arbeitsteilung der Geschlechter ist weit entfernt von Egalität. Und die Männer, die nicht länger lebenslang vollzeitig arbeiten wollen, erfahren ein ähnliches Stigma für die Übernahme von Care wie Frauen. Die Krise von Care gilt für den gesamten Lebenslauf, nicht nur für die Zeit mit kleinen Kindern. „Zeitwohlstand“ für alle – sozial und geschlechtergerecht verteilt – bedeutet, dass materielle und zeitliche Bedürfnisse der Menschen gleichrangig sind. Deshalb brauchen wir dringend „atmende Lebensläufe“, die durch ein Recht auf ein „Optionszeiten-Budget“ hinreichend Zeit für Care für Kinder, Kranke und alte Menschen ermöglichen – und zwar dann, wenn es nötig ist.

Dr. phil Karin Jurczyk
Dr. phil Karin JurczykSoziologin
Foto: David Ausserhofer

Bis Mai 2019 Leiterin der Abteilung Familie und Familienpolitik am Deutschen Jugendinstitut, derzeit aktiv im Initiativkreis Care.Macht.Mehr sowie im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik.