Sonja Bastin

Die Care-Krise ist immens. Unser derzeitiges Verständnis von Wirtschaftlichkeit und Geschlechterrollen ist tief in unserem Denken verankert und hat verheerende Folgen für die soziale Ungleichheit zwischen Menschen, die Care-Arbeit leisten, und solchen, die es nicht tun.

Diese Ungleichheit ist keine Naturgesetzmäßigkeit. Es sind Strukturen, die wir Menschen selbst geschaffen haben. Und die wir ebenso in der Lage sind, wieder zu ändern. Keiner sagt, dass das leicht wird. Aber es ist notwendig!

Ein wahnsinnig wirkungsvoller Weg ist der über die Welt der Kinder. Ihr Denken ist noch nicht auf starre, traditionelle Bahnen beschränkt. Diese Welt wird von so vielen Seiten geprägt. Dem Elternhaus, der weiteren Familie, Freunden, Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, der Spielwarenindustrie, den Medien, dem gesamten öffentlichen Leben mit all seinen Produkten, Werbungen und Angeboten. Wenn wir, die ihre Welt prägen, den Kindern alltäglich aber nachdrücklich den Wert von Care-Arbeit, Vielfalt und Wahlfreiheit vermitteln, werden sie ihr Leben lang Gegensätzliches in Frage stellen. Wie anders würde unsere Welt schon bald aussehen?!

Dr. Sonja Bastin
Dr. Sonja Bastin
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik (Uni Bremen) in der Arbeitsgruppe Lebenslauf, Familie und Arbeit sowie aktives Mitglied im Verein klische*esc.

Foto: Lukas Rafael Klose