Thomas Krüger

Care gilt in unserer Gesellschaft als eine Selbstverständlichkeit. Ähnlich wie Sauerstoff ist die Pflegearbeit meist unsichtbar, aber lebensnotwendig. Wie wichtig sie ist, merken wir häufig erst, wenn sie fehlt. Doch menschliche Grundbedürfnisse wie essen, trinken und gewaschen werden, lassen sich nicht ersetzen. Laut der OECD wenden Frauen weltweit dreimal so viel Zeit für unbezahlte Pflegearbeit auf wie Männer. Care-Arbeit gilt auch in Deutschland als weiblich. Männer sind gerade in der unbezahlten Fürsorge leider immer noch die Ausnahme.

Für mich persönlich ist das Thema eine Herzensangelegenheit. Mir ist es wichtig, das Bewusstsein für ihren unschätzbaren Wert zu fördern. Bevor ich Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung wurde, habe ich zwei Jahre Elternzeit genommen, um mich um meine beiden Söhne zu kümmern. Dabei habe ich gelernt, dass Fürsorge nicht nur eine Bereicherung für die Gesellschaft ist, sondern auch für einen selbst darstellen kann. Eine fürsorgliche Demokratie, in der die Pflegearbeit unter den Geschlechtern gleich verteilt ist, ist ein Gewinn für uns alle.

Care-Arbeit sollte sichtbarer, fairer bezahlt und stärker wertgeschätzt werden! Denn ohne Menschen, die sich kümmern, bleibt der Gesellschaft die Luft weg.

Thomas Krüger
Thomas KrügerPräsident der Bundeszentrale für politische Bildung
Foto: Martin Scherag
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